Schwerpunktschule

Die Schwerpunktschule Nierstein
stellt sich vor

Ein Jahr nach Bestehen der Grundschule Nierstein (GSN) als Ganztagsschule wurde die Grundschule im Schuljahr 2007/2008 zur Schwerpunktschule.

  • Im Schuljahr 07/08 begann die GSN mit dem Aufbau von Integrationsklassen in allen vier ersten Schuljahren: in jeder Klasse gab es mindestens einen Schüler/eine Schülerin mit sonderpädagogischem Förderbedarf. In einem 3. Schuljahr gab es zusätzlich 2 Einzelintegrationen aus dem Schuljahr davor.
  • Das förderpädagogische Team bestand im 1. Halbjahr aus einer Förderschullehrerin und einer Pädagogischen Fachkraft, die schwerpunktmäßig in je zwei ersten Klassen eingesetzt waren. Zum zweiten Halbjahr kam eine weitere Förderschullehrerin hinzu, so dass die „Grundausstattung“ einer 4-zügigen Grundschule plus die „Rucksackstunden“, die sich aus der Zahl und der Behinderung der SchülerInnen ergeben, abgedeckt waren.
  • Im Schuljahr 08/09 (jetziger Stand) wurde dieser Prozess in den neuen ersten Schuljahren fortgesetzt: drei der vier ersten Klassen haben jeweils mindestens eine/n Schüler/in mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Es gibt 9 „anerkannt“ beeinträchtigte Kinder an der GSN in 7 von 16 Klassen.
  • Das förderpädagogische Team konnte nicht aufgestockt werden, weil die Zahl der I (Integrations)-Kinder insgesamt niedrig ist. Das bedeutet für die jetzigen zweiten Klassen eine erhebliche Verringerung der sonderpädagogischen Förderstunden. Somit haben wir die Situation, dass drei förderpädagogische Fachkräfte 16 Klassen versorgen müssen. Es ist auch in Zukunft nicht abzusehen, dass sich daran etwas ändert. Diese Situation hat Auswirkungen auf das geforderte integrative Unterrichtskonzept. (Näheres dazu im Schwerpunktschulkonzept (SPS-Konzept), das zurzeit bearbeitet wird.)
  • Die I-SchülerInnen werden je nach festgestelltem Förderbedarf nach dem Lehrplan der Schule mit dem entsprechenden Förderschwerpunkt unterrichtet. Für sie gelten die jeweiligen Versetzungsregeln und Zeugnisse der entsprechenden Schulart. Zurzeit gibt es in der GSN überwiegend SchülerInnen, die nach dem Lehrplan der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen unterrichtet werden (ein Schüler wird nach dem Schwerpunkt ganzheitliche Entwicklung unterrichtet und von einer Integrationsfachkraft pädagogisch begleitet). Für die I-Kinder wird ein bis zwei mal pro Schuljahr von den an der Förderung beteiligten Lehrkräften zusammen mit den Eltern und unter Einbezug evtl. weiterer außerschulischer Einrichtungen (Lernhilfe, Therapeuten, Ärzte) ein Förderplan erstellt und umgesetzt.
  • An einer Schwerpunktschule müssen nicht nur SchülerInnen integriert werden, sondern auch die förderpädagogischen Fachkräfte. Mit dem förderpädagogischen Team sind also veränderte Strukturen in die Schule eingezogen. Das integrative Unterrichtskonzept für eine Klasse beinhaltet z.B. verschiedenste Formen von„Teamteaching“, eine Intensivierung und Weiterführung der Teamarbeit über die in der GSN bestehenden effektiven Stufenteams hinaus (gemeinsame Fallbesprechungen, Vorbereitung von Elterngesprächen, Planung von Lernstandserhebungen und der konkreten gemeinsamen Unterrichtsstunden; Erstellen der Förderpläne; Reflektion von Lehr- und Lernformen/ didaktischen Fragestellungen, Herstellen von Lern- und Arbeitsmaterialien usw.) oder intensivpädagogische Maßnahmen in Form von Einzel- oder Kleingruppenförderung mit Dokumentation der Lernprozessbeobachtungen. Dies alles kommt selbstverständlich nicht nur den I-Kindern, sondern allen SchülerInnen einer Klasse zugute.

Da alle Schulen nach dem Schulgesetz zur individuellen Förderung einschließlich einer dokumentierten Förderplanung verpflichtet sind, kann man es als Chance der Schwerpunktschulen sehen, dass diese mit dem förderpädagogischen Team Unterstützung bei Förderdiagnostik, Förderplanung und Ausführung der individuellen Förderung in Form von integrativer sonderpädagogischer Förderung vor Ort haben, wie sie anderen Schulen nicht zur Verfügung steht. Die Verzahnung von beidem, nämlich von individueller und sonderpädagogischer Förderung, wird nun Inhalt des zu entwerfenden Schwerpunktschulkonzeptes einerseits und der Fortführung desQualitätsprogrammes der GSN „Fördern und Fordern“ andererseits sein.

→ Kommentare zur „gefühlten“ Schwerpunktschule Nierstein nach einem Jahr Probelauf:
→ Ende erste Klasse: die viel geübte Lerntechnik des „Blind-Rechnens mit Fingerunterstützung“
→ Praxistag der Klasse 1c

Stimmen zur Schwerpunktschule
(nach etwa 1 Jahr SPS-Arbeit)

Negatives/strukturelle Probleme

  • …„wenig Zeit für bestimmte Bereiche, z.B. soziales Lernen, Lernen mit allen Sinnen“ (Pädagogische Fachkraft und eine Mutter);
  • …„Mitarbeit in zu vielen Klassen“ für Pädagogische Fachkraft und Förderlehrerinnen;
  • …trotz der intensiven „Teamarbeit“ reicht diese noch nicht, aber es findet sich nicht mehr Zeit; „mehr Zusammenarbeit, Absprachen“ nötig (FsJlerin);
  • …„wir sind teilweise überfordert, … z. B. wenn (I-Kind) bockt“ (FsJlerin);
  • …„im 2. Schuljahr … Förderlehrerin … nur noch 3 Stunden pro Woche in meiner Klasse, durch (klassenübergreifende Fördergruppen) die Kinder aber ´weggegeben` werden und ich nur noch rudimentär weiß, was mit ihnen gearbeitet wird; … die I-Kinder sind bestenfalls notversorgt“ (Klassenlehrerin einer Klasse mit I-Kindern);
  • …„wir von der GTS (Ganztagsschule) haben zu wenig Zeit für die I-Kinder“ (Ganztagsbetreuerin);
  • …„unsere LZ (Lernzeit)-Gruppen bzw. Projekt-Gruppen sind für I-Kinder zu groß“ (ebenda);
  • …wie ist „der Umgang mit besonderen Kindern in den großen Pausen“, wie „die Akzeptanz in der Klasse (wie wird sie hergestellt)“ und „gemeinsamer Unterricht, wie geht das?“ (Schulärztin);
  • …zum Info-Abend ´Schwerpunktschule` unter Federführung des Ministeriums: „Integration kann man nicht schnell von oben verordnen“, „ein Vater (wurde) regelrecht abgekanzelt“; „die Versprechen → kleine Klassen und genügend Unterstützung durch Förderlehrer …werden nicht eingehalten“; – „selbst der engagierteste Lehrer/Lehrerin kann unter diesen Minimalbedingungen die optimale Betreuung eines I-Kindes nicht leisten“; „Schwerpunktschule von der Idee her eine gute Sache, von der Umsetzung her eher fragwürdig, solange der Betreuungsschlüssel nicht erhöht wird“ (Mutter eines nicht beeinträchtigten Kindes in einer I-Klasse);
  • …„Ich stelle es mir als Klassenlehrer schwer vor immer verschiedene Arbeitsaufträge zu stellen und allzeit als Ansprechpartner für betroffene Kinder bereit zu stehen.“ (Referendar);

 

Positives / Erfreuliches / Umsetzung

  • …die „verschiedene(n) Sichtweisen“ der einzelnen Berufsgruppen sind bereichernd (Pädagogische Fachkraft);
  • …„ich war zunächst sehr positiv gegenüber der Aufgabe ´Schwerpunktschule` eingestellt, … bereit, mehr Arbeit in Kauf zu nehmen, …neugierig auf das Arbeiten mit den I-Kindern“ (Klassenlehrerin einer Klasse mit I-Kindern);
  • …durch die „intensive Zusammenarbeit mit Förderlehrerinnen … neu erlernte Prinzipien und Inhalte, … Unterstützung für die eigene Unterrichtsarbeit, intensiveres Beobachten der Kinder, Hilfestellung bei Problemen usw. … im 1. Schuljahr sehr positiv erleben dürfen“ (Klassenlehrerin einer Klasse mit I-Kindern);
  • …„Betreuer aus GTS kommen oft besser mit I-Kindern zurecht: wir begegnen den Kindern auf einer anderen Ebene, was uns ermöglicht, näher an sie heranzukommen“, da wir „aus dem Bauch heraus handel(n) und die Erfahrungen der eigenen Kinder abruf(en)“; (Ganztagsbetreuerin);
  • …„gute soziale Integration durch andere Kinder (viele Fortschritte in kurzer Zeit, durch Nachahmung)“ (FsJlerin);
  • …„´Schwerpunkt-Schule` heißt für mich momentan nur, dass ich in meinen Stunden versuche gesondertes Material für … zu organisieren, ihn aber trotzdem am normalen Klassengeschehen teilhaben lasse.“ (Referendar);
  • …„tolle Unterstützung der FöL!“ (Schulleiterin);
  • …„durch die förderpädagogische Arbeit ist es möglich, dass kein Kind ´abgehängt` wird und dass vor allem die schwächeren Kinder Selbstzutrauen gewinnen und Lernfreude behalten, weil sie auf ihrem Niveau lernen können“
    (Förderschullehrerin, FöL);

 

Ausblick / Wünsche / Fragen

  • …„Ich weiß, dass es sogenannte ´I-Lehrer` gibt, doch wie diese genau arbeiten weiß ich nicht. Sinnvoll scheint es mir einen zweiten Lehrer als ständige Betreuung in der Klasse zu haben.“ (Referendar);
  • …„wie beschäftige ich meine I-Kinder (sinnvoll?) während des Unterrichtsvormittags“ (wenn keine Doppelbesetzung/förderpädagogische Unterstützung möglich)? (Klassenlehrerin einer Klasse mit I-Kindern);
  • …„Wie kann man Kinder integrieren, die sich kaum integrieren lassen?“ (Schulleiterin);
  • …„kleine Klassen, viele Förderlehrerstunden, gemeinsam lernen + leben (soziales Miteinander), Fortbildungsplanung: Diagnostik, Methodenvielfalt, Beurteilungen der Leistungen der Kinder“ sind nötig (Schulleiterin);
  • …„ich würde mir Bündelung wünschen, um feste Teams zu erhalten“ (Klassenlehrerin einer Klasse mit I-Kindern);
  • …„Lehrer, Schulleitung und GTS-Betreuer müssen an einen runden Tisch um uns auszutauschen“ (Ganztagsbetreuerin);
  • …„klassenübergreifende Aktivitäten mit allen förderbedürftigen Kindern“ (Integrationshelferin);
  • …„Hilfestellung bei motorischen Schwächen durch Mitschüler (an die Hand nehmen, hinführen …)“ (Schulärztin);
  • …„spielerisches Lernen und viele Wiederholungen“ (Integrationshelferin);
  • …„Schwerpunktschule ist nur dann möglich, wenn alle dahinter stehen, …, d.h. dass wenn man für eine wichtige Aufgabe eingeteilt ist, nicht noch zig andere Sachen machen muss“ (FsJlerin);
  • …„Welche Maßnahmen gibt es, um die I-Kinder in den Klassenverband zu integrieren?“; „Welche Programme gibt es für die I-Kinder aus heilpädagogischer Sicht → Schulung von Motorik und Sensorik …? Oder bleibt dies den Eltern überlassen und damit vielleicht auf der Strecke?“; „Wo sind sogenannte Integrationstage zum gegenseitigen Kennenlernen? Die Kinder selbst sind stellenweise überfordert mit dem Umgang mit I-Kindern, auf dem Pausenhof wird wieder ausgegrenzt …“ (Mutter eines nicht beeinträchtigten Kindes in einer I-Klasse);
  • …„Integration ist ein gesellschaftlicher Lernprozess, man sollte im Kindergarten damit beginnen …, um behinderten und nichtbehinderten Kindern genügend Zeit zum Kennenlernen zu geben.“ (Mutter eines nicht beeinträchtigten Kindes in einer I-Klasse);
  • …„Diese Schulart (Konzept) ist eine gute Idee, hat aber noch viele Ecken und Kanten“ (Ganztagsbetreuerin);
  • …„Gemeinsam könnten wir es verbessern“ (Ganztagsbetreuerin);

Hinweise zu folgenden Links:
www.gemeinsamleben-rheinlandpfalz.de
– Broschüre:
Sonderpädagogische Förderung an Schwerpunktschulen und an Förderschulen
(über Bildungsserver)

20 Fragen – 20 Antworten zur Schwerpunktschule

Infobrief Sonderpädagogik – Aktuell
vom Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend Rheinland-Pfalz